Wissenschaftsgeschichte
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Eckhard Wallis (Paris): Astrolab und Atomuhr

Zeit- und Frequenzmetrologie in Frankreich nach 1945

29.06.2017 um 16:00 Uhr

wann: Donnerstag, 29. Juni 2017, 16-18 Uhr

wo: Historicum, Schellingstr. 12, Raum K202

Vortrag im Rahmen des Oberseminars "Perspektiven der Wissenschaftsgeschichte"

1945 bildete das Pariser Observatorium als Sitz des Bureau International de l’Heure (BIH) noch das Herzstück eines seit den 1920er Jahren etablierten internationalen Zeitsignal-Netzwerks, während die Praktiken von Zeit- und Frequenzmessung bereits Gegenstand massiver Veränderungen waren. Radar und Radionavigationssysteme benötigten immer präzisere Normalfrequenzen, die die traditionellen astronomischen Techniken der Zeitmessung nur bedingt liefern konnten. Elektronische Instrumente wie die Quartzuhr oder die um 1950 entwickelten „Atomuhren“ gewannen stark an Bedeutung. Statt wie in üblichen Darstellungen eine Geschichte des Konflikts der Disziplinen Physik und Astronomie zu erzählen, präsentiert der Vortrag, welche disziplinübergreifenden Anstrengungen französische Wissenschaftler unternahmen, um die privilegierte Rolle des Pariser Observatoriums gegen den wachsenden US-amerikanischen und britischen Einfluss zu verteidigen: Während der Astronom André Danjon (1890-1967) in Paris an einem neuen, präziseren Prismenastrolab arbeitete, begannen seine Partner, der Radiotechniker Bernard Decaux (1899-1981) und der Physiker Alfred Kastler (1902-1984), die Entwicklung von Atomuhren in Frankreich aufzubauen.


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