Patrick Anthony (Nashville): The Mine, the Garden, and the Mill:
Views of Nature in Germany, 1750-1850
14.06.2018 16:00 Uhr – 18:00 Uhr
wann: Donnerstag, 14. Juni 2018, 16-18 Uhr
wo: Historicum, Schellingstr. 12, Raum K402
Vortrag im Rahmen des Oberseminars "Perspektiven der Wissenschaftsgeschichte"
Vortrag in englischer Sprache
"Gebildete Bergmänner wie Goethe, Novalis und Alexander von Humboldt waren teils kameralistischer Verwalter, teils weltbürgerlicher Gelehrter. In diesem Paradox jedoch liegt die Antwort auf die Frage nach der Verwandlung von Ansichten der Natur im Zeitraum zwischen dem Siebenjährigen Krieg und den Revolutionen von 1848.
Koselleck glaubte, dass Begriffe der Schwellenzeit zwischen 1750 und 1850 "ein Janusgesicht" tragen. Vorwärtsgewandt, zu uns, scheinen sie unmittelbar verständlich; rückwärtsgewandt allerdings sind sie ebenso fremd und "ohne kritischen Kommentar nicht mehr verständlich". So war es auch, wie ich aufzeigen möchte, mit dem Begriff der "Natur". Ich stelle diese Hypothese zuerst durch eine Analyse der Idee eines "merkantilischen Genies" von Novalis (1772-1801) auf, für dessen Generation die Verehrung der Natur und die Nutzung natürlicher Ressourcen Hand in Hand gingen. Diese Beziehung zwischen Schönheit und Nützlichkeit nenne ich "Ressourcenromantik". Danach erläutere ich die proto-ökofeministische Alternative der Gesellschaftskritikerin Bettina von Arnim (1785-1859) vor dem Hintergrund der intellektuellen und industriellen Wandlungen des Vormärzes. Arnim teilte mit ihren Zeitgenossen das Konzept direktionaler anstatt zyklischer Zeitlichkeit, und im Gegensatz zu jener von Novalis war die Generation Arnims von einer Beschäftigung mit Erwartungen der Zukunft geprägt. Kontextualisiert mit weiteren Figuren wie Humboldt zeigen Novalis und Arnim, wie sich ein vorwärtsgewandtes (d.h. bekanntes) "sorgfältiges" Ethos aus dem rückwärtsgewandten (d.h. fremden) Ethos der Ressourcenromantik entwickeln konnte." - Patrick Anthony.