Wissenschaftsgeschichte
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Veronika Lipphardt (Berlin): Von der "Rasse" zum "Isolat"

Biohistorische Narrative in der Populationsgenetik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

15.01.2015 um 16:00 Uhr

Vortrag im Rahmen des Oberseminars "Perspektiven der Wissenschaftsgeschichte"

Als relativ junges Feld konnte sich die Populationsgenetik in der Nachkriegszeit etablieren: Zum einen, weil sie in Verbindung mit der experimentell, quantitativ und statistisch arbeitenden Laborgenetik große theoretische Fortschritte erzielte. Zum anderen, weil ihr von politischen und gesellschaftlichen Entscheidungsträgern das Thema „menschliche Vielfalt“ angetraut wurde. Dieses Thema hatte bis dato vor allem in den Händen von Physischen Anthropologen und Rassenforschern gelegen, die sich nun international dem Verdacht stellen mussten, ihr Fachgebiet habe dem Völkermord Vorschub geleistet. Die Populationsgenetik grenzte sich erfolgreich gegen diese ältere Tradition ab und begründete ein angeblich vollkommen neues Feld. Der Vortrag wird diesen Versuch eines klaren Bruchs anhand empirischer Studien aus den 1950ern und 1960ern unter die Lupe nehmen. Dabei wird besonderes Augenmerk auf die biohistorischen Narrative gelegt, die diese Studien in inhaltlicher, konzeptueller und methodischer Hinsicht mitbestimmen. Diese Narrative deuten auf eine komplexe Geschichte der Wissenstransfers zwischen verschiedenen Disziplinen hin, die für Wissenschaftsgeschichte und -forschung neue Fragen aufwirft. Der Vortrag wird unter demselben Blickwinkel auch auf heutige populationsgenetische Studien Bezug nehmen.

wann: Donnerstag, 15. Januar 2015, 16-18 Uhr

wo: Historicum, Schellingstr. 12, Raum 026


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