Wissenschaftsgeschichte
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Konsumkultur in einer Mangelgesellschaft?

Vortrag im Montagskolloquiums im Deutschen Museum

09.01.2012

Die Frage nach einer Konsumkultur in der DDR, nach Werbung, Marktforschung, Verkaufskultur, Mode und Design, erscheint auf den ersten Blick absurd, gelten die sozialistischen Gesellschaften doch als Mangel- oder Bedarfsdeckungsgesellschaften, in denen es auf elementarer Ebene um Versorgung aber nicht im modernen Sinne um Konsum ging. Auch zielt das utopische Ideal des Kommunismus „Jedem nach seinen Bedürfnissen“ nicht auf distinktiven symbolischen Konsum, auf Besitz, sondern auf soziale Gleichheit und „disposable time“ für die „freie Entwicklung der Individualität“ (Marx).

Wirft man den Blick auf die konsumtiven Praxen bestimmen jedoch weder Armut noch Einheitskleidung die Szenerie, vielmehr artikuliert sich deutlich ein Begehren nach Individualisierung, Lebensstil und Mode. Individuelle Bedürfnisse nach Lebensgestaltung waren auch für die damalige Parteiführung unübersehbar. Ihre Konsumpolitik, die ursprünglich auf Versorgung und pragmatischen Konsum abgestellt war, gab diesem Begehren immer wieder nach und verstrickte sich in Widersprüche und Kompromisse, von denen einige imVortrag exemplarisch behandelt werden sollen.

Die Referentin Ina Merkel ist Professorin für Europäische Ethnologie und Kulturwissenschaft an der Philipps-Universität Marburg und hat mit dem Buch „Utopie und Bedürfnis“, Köln/Weimar/Wien 1999 zur Konsumgeschichte der DDR habilitiert. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Kulturgeschichte der DDR, Gender und visuelle Anthropologie.

(Aus der Vortragsankündigung.)

Der Eintritt ist frei, Gäste sind – wie immer – willkommen, wir bitten um Anmeldung.

 


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