Wissenschaftsgeschichte
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Dr. Björn Felder (München): Syphilis insontium russicum.

Venerologie, Vererbung und die Verwissenschaftlichung der Medizin in Russland 1880-1914.

10.04.2014 um 16:00 Uhr

Für die russische Medizingeschichte im 19. und 20. Jahrhundert wird noch heute häufig noch ein Sonderweg reklamiert. Tatsächlich behaupteten russische Venerologen um die Jahrhundertwende, die Syphilis in ihrem Land sei nicht sexuell übertragen, sondern die Folge der sozial-hygienischen Rückständigkeit des Landes und damit auch Folge der Autokratie: Syphilis insontium. Auch in Westeuropa gab es den Diskurs zur „Syphilis der Unschuldigen“, doch dominierte dort die Sichtweise auf die Syphilis als „Keim-“ oder „Rassengift“ in der Antizipation von eugenischen und biopolitischen Vorstellungen. Der Vortrag wird der Frage des syphilitischen, russischen „Sonderweges“ unter medizinhistorischen, sozialhistorischen und wissenschaftssoziologischen Gesichtspunkten nachgehen und die russische Debatte im damaligen transnationalen Verwissenschaftlichungsprozess kontextualisieren.

wann: 10.04.2014, 16-18 Uhr
wo: Historicum, Raum 022


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