Wissenschaftsgeschichte
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Lektüre und Beobachtung in der frühneuzeitlichen Naturforschung, ca. 1550-1750

Projekt von Dr. Fabian Krämer

Mit diesem Forschungsprojekt möchte ich, ausgehend von Gianna Pomatas und Nancy G. Siraisis Begriff des „gelehrten Empirismus” einen Beitrag zur Überwindung der Dichotomie zwischen frühneuzeitlicher Gelehrsamkeit einerseits und aufgeklärtem Empirismus andererseits leisten.

Diese Gegenüberstellung zeichnet nicht nur die Schriften „aufgeklärter” Intellektueller des 18. Jahrhunderts aus, sondern durchzieht auch einen großen Teil der Sekundärliteratur. Ich konzentriere mich bei der Analyse auf den frühneuzeitlichen naturkundlichen Diskurs von den Monstren und frage danach, (1) woher die Autoren ihr Wissen über diesen Gegenstand bezogen und (2) welche Wissensquellen sie privilegierten - Buchgelehrsamkeit oder empirische Beobachtung, sofern sich diese überhaupt klar voneinander trennen lassen.

In meiner Dissertation, die auf dieser Forschung beruht, argumentiere ich, dass es spezifisch frühneuzeitliche Formen von Empirismus gab, die einen ausgeprägten gelehrten Anteil hatten. Für viele Naturkundige der Renaissance konnten aus der mehr oder weniger gelehrten, antiken wie zeitgenössischen, Literatur geschöpfte Berichte und Bilder Hand in Hand gehen mit ihren eigenen, detailliert protokollierten Beobachtungen naturgeschichtlicher oder medizinischer Phänomene. Dieser Aspekt ihrer Arbeitsweise hilft zu erklären, wie Berichte und Visualisierungen von Phänomenen in die Werke frühneuzeitlicher Autoren gelangen konnten, die dem modernen Leser unglaubwürdig erscheinen müssen; von der Geburt eines Löwen oder Pferdes mit dem Kopf und der Stimme eines Menschen bis hin zu den weit im Osten vermuteten Zentauren.

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