Wissenschaftsgeschichte
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DFG-Projekt "Pflanzen für Palästina"

DFG-Projekt "Pflanzen für Palästina"

Voraussichtlich ab Herbst 2014 wird am Lehrstuhl für Wissenschaftsgeschichte das Projekt "Pflanzen für Palästina! Naturwissenschaften im Jischuw, 1900-1930" von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Das Projekt ist eine Kooperation von Prof. Dr. Kärin Nickelsen (Lehrstuhl für Wissenschaftsgeschichte/ LMU) und Prof. Dr. Michael Brenner (Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur/ LMU); Das Projekt wird seit 2013 von Dana von Suffrin bearbeitet und wurde bereits im Rahmen des Kolloquiums Perspektiven der Wissenschaftsgeschichte unter dem Titel "Botanischer Zionismus, zionistische Botaniker" vorgestellt.

Im Projekt „Pflanzen für Palästina!“ soll die Geschichte der Botanik in ihrer theoretischen und angewandten Form als Agrarwissenschaften im Jischuw, dem jüdischen vorstaatlichen Siedlungswesen in Palästina, im Zeitraum 1900 bis ca. 1930 untersucht werden. Im Mittelpunkt steht das Werk einer Gruppe deutscher Naturwissenschaftler um den Kolonialbotaniker und Zionisten Otto Warburg (1859-1938). Ausgangsthese ist, dass die Botanik in ihrer theoretischen und angewandten Form zum bedeutenden strategischen Instrument der praktischen Zionisten zur Kolonialisierung Eretz Israels wird. Dieser bisher weitgehend unerforschte Prozess bietet ein in zweierlei Hinsicht instruktives Fallbeispiel: einerseits für die systematische Verschränkung von Wissenschaft und Ideologie. Die Botanik ist wie jede andere Naturwissenschaft in den gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Kontext eingebunden, dies wird vor allem hinsichtlich von Nation-Building-Prozessen offensichtlich. Andererseits lässt sich anhand der Botanik ein programmatisch betriebener Wissens- und Disziplinentransfer über geographische, kulturelle und generationelle Distanzen untersuchen. In Rezeption postkolonialer Theorien soll insbesondere die komplexe Wechselwirkung des von dieser Gruppe „importierten“ Wissens mit lokalen Wissensbeständen vor Ort in den Blick gefasst werden.

Maßgeblicher Akteur in diesem Prozess ist eine Gruppe deutscher Naturwissenschaftler um den Kolonialbotaniker und Zionisten Otto Warburg (1859-1938). Darüber hinaus ist zu klären, warum der resultierende Anpassungs- und Aushandlungsprozess weder in das kollektive Gedächtnis Israels noch in die israelische Historiographie Eingang fand.


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