Wissenschaftsgeschichte
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Kooperation und Konkurrenz unter Beobachtung. Die Entstehung der Science Studies im Zeitalter der Lebenswissenschaften (1970-1990er)

Post-Doc Projekt von Dr. Christoffer Leber

Mein Projekt befasst sich mit der Entstehungsgeschichte der Science Studies (später Science and Technology Studies), ein interdisziplinäres Forschungsfeld, das in den 1970er Jahren entstand und das Verhältnis von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft untersucht. Die Geschichte der Science Studies ist eng mit den gesellschaftspolitischen Umbrüchen und Krisendiskursen der 1970er Jahre verknüpft: Im Zuge des Vietnamkrieges formierte sich unter europäischen und amerikanischen Wissenschaftlern eine pazifistische Gegenbewegung, die Kritik an der Verflechtung von Forschung, Militär und Rüstungsindustrie übte und für eine Veränderung bestehender Machtverhältnisse in der Wissenschaft eintrat. Mit der Etablierung neuer Gentechnikverfahren wie die rekombinante DNA rückten die Lebenswissenschaften in den Fokus der noch jungen Wissenschaftsforschung.
Untersucht wird, wie die Science Studies wissenschaftlichen Wettbewerb in den Lebenswissenschaften, die sich seit den 1970er Jahren zunehmend der Industrie annäherten, beobachteten und reflektierten. Die Etablierung neuer, kommerziell nutzbarer Verfahren in der Molekularbiologie, so die Arbeitshypothese, löste einen Reflexionsschub unter Natur- und Sozialwissenschaftlern aus, der die epistemische und fachliche Entwicklung der Science Studies prägte.
Das Projekt ist Teil der DFG-Forschungsgruppe „Kooperation und Konkurrenz in den Wissenschaften“ und verfolgt drei Ziele: Erstens werden Kooperation, Konkurrenz und Wettbewerb als Beobachtungskategorien der Science Studies historisiert und analysiert; zweitens möchte ich die Bedeutung von Ökonomisierungsprozessen in den Diagnosen der Science Studies herausarbeiten und zum dritten deren politische Dimension untersuchen: Wie stark beeinflussten zeitgenössische Diskurse um Neoliberalismus, Globalisierung und Ökonomisierung die Beobachtungen der frühen Science Studies Community? Welche politischen Forderungen hinsichtlich der Regulierung und Ausrichtung von biomedizinischer Forschung leiteten die Science Studies aus ihren Beobachtungen ab? Welche normativen Vorstellungen von „reiner“ und „freier“ Forschung schwangen dabei mit? Um diese Fragen zu beantworten, greift das Projekt auf einen breiten Quellenfundus aus Archivmaterial, gedruckten Quellen und Oral History Interviews zurück.

 

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