Wissenschaftsgeschichte
print


Navigationspfad


Inhaltsbereich

Die Politik der Vernetzung

Interessenvertretung und Forschung im Kollektiv, am Beispiel der Academia Naturae Curiosorum, 1652–1769

Projekt in Planung von Prof. Dr. Kärin Nickelsen

Die Geschichte der Academia Naturae Curiosorum bietet ein hervorragendes Beispiel zur Untersuchung der Wechselwirkung zwischen der neuen Naturforschung des 17. Jahrhunderts, gesellschaftlicher Organisationsform und politischer Einflussnahme.

Neben vielen anderen wissenschaftlichen Gesellschaften und Akademien formierte sich im 17. Jahrhundert auch die Academia Naturae Curiosorum, gegründet 1652 in der Reichsstadt Schweinfurt. Ziel dieser Akademie war, laut ihrem Statut, die „Beförderung der Heilkunde, besonders der Heilmittellehre“, im Rahmen einer neuen Form kooperativ organisierter Naturforschung. Die dazu geknüpften Beziehungen blieben nicht auf einen lokalen Kontext beschränkt, sondern erstreckten sich über die gesamte Res publica literaria medica. 1670 kam als weiteres Element eine der ersten wissenschaftlichen Zeitschriften hinzu; zunehmend wurde auch das Korrespondenz-Netzwerk der Akademie zu einer gezielt betriebenen Einrichtung.

In diesem Projekt richtet sich der Blick insbesondere auf eine neue “Persona Scientifica”, die in diesem Kontext maßgebliche Bedeutung gewann: der naturforschende Arzt, der als Stadtarzt weitreichende Aufgaben im Gemeinwesen wahrnimmt, der als fürstlicher Leibarzt dicht an den politischen Machtzentren agiert und als wissbegieriger Forscher nutzbringendes Wissen über die Natur zusammenträgt und auch selbst generiert. These ist, dass sich die Geschichte dieser Akademie, die Agenda ihrer Akteure aber auch die praktizierte Methodik wesentlich über ihre Politik der Vernetzung erschließen lässt. Dies wird an zwei Schwerpunkten erforscht: Einerseits untersucht das Projekt die relativ erfolgreiche Interessenpolitik der Academici curiosi, denen es gelang, 1687 für ihre Akademie den Status einer Kaiserlichen Reichsakademie zu sichern; andererseits, und komplementär dazu, wird die Arbeitspraxis der Akademie analysiert, in ihrem – mal mehr, mal weniger erfolgreichen – Bemühen um eine kollektive Erforschung der partikularen Gegenstände der Natur.

Enge Kooperation besteht mit der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina (Arbeitsgruppe zur Genese der Frühmodernen Gelehrtenrepublik der Sektion Wissenschafts- / Medizingeschichte) sowie zur DFG-Forschergruppe 1986: Natur in politischen Ordnungsentwürfen: Antike – Mittelalter – Frühe Neuzeit.

zurück zur Übersicht


Servicebereich