Lehrveranstaltungen vergangener Semester
Lehrveranstaltungen im SoSe 2017
Lehrveranstaltungen im WiSe 2016/17
Lehrveranstaltungen im SoSe 2016
Lehrveranstaltungen im SoSe 2015
Lehrveranstaltungen im WiSe 2014/15
Quellen zur Wissenschaftsgeschichte, ca. 1800–1960
Übung vom Typ „Quellen und Forschung“
Montag, 14:15–15:45 Uhr
Amalienstr. 52, Raum K 302
Zu einer guten Allgemeinbildung gehört nach landläufiger Meinung die Kenntnis klassischer Werke der Weltliteratur. Aber haben Sie schon einmal hineingeschaut in Charles Darwins „On the Origin of Species“, Wilhelm Diltheys „Einleitung in die Geisteswissenschaften“, Albert Einsteins „Über die spezielle und die allgemeine Relativitätstheorie“, Erwin Schrödingers „Was ist Leben?“ oder Rachel Carsons „Silent Spring“? Oder Sonnenspektren von Joseph von Fraunhofer untersucht, Korrespondenz zwischen Sigmund Freud und Albert Einstein gelesen, Geheimdokumente deutscher Forschung während des zweiten Weltkriegs gesichtet, ein Oral History Interview mit James Watson angehört (und teil-transkribiert) oder Zeitungsmeldungen zum Sputnik-Start durchgesehen? Die Geschichte eines Objektes aus dem Deutschen Museum erforscht?
In der Übung sollen bekannte und weniger bekannte Quellen zur Geschichte der (v. a. Natur-) Wissenschaften im Zeitraum ca. 1800–1960 untersucht und grundlegende Techniken des Umgangs mit verschiedenen Quellengenres eingeübt werden. Wie ordnet man Quellen historisch ein, wie bestimmt man deren Autor, Adressat und Entstehungsort, wie nutzt man Quellen zur Untermauerung historischer Argumentationen? Solche und ähnliche Fragen werden anhand eines breiten Spektrums von Quellen diskutiert.
Naturwissenschaftliche Kenntnisse werden nicht vorausgesetzt, wohl aber die Bereitschaft, englischsprachige Quellen sowie Sekundärliteratur zu lesen und zu diskutieren. Die Teilnahme von Studierenden anderer Studiengänge ist ausdrücklich erwünscht! Die Übung begleitet die Vorlesung „Einführung in die Wissenschaftsgeschichte (ca. 1800–1960)“ von Prof. Nickelsen, kann aber auch unabhängig davon belegt werden.
Lehrveranstaltungen im SoSe 2014
Wissenschaft und Krieg
Basiskurs
Mittwoch, 10:15–12:45 Uhr
Schellingstr. 12, Raum K226
Schießpulver, Kanonen, Telegraphie, Dynamit, Giftgas, Sonar, Jet-Triebwerke, Radar, Raketen, Atombomben, Laser, GPS, Drohnen – diese Liste technologisch- wissenschaftlicher Innovationen, die im Lauf der letzten Jahrhunderte in großen und kleinen Kriegen wichtige und teils vermeintlich entscheidende Rollen spielten, ließe sich fast beliebig erweitern. Im Basiskurs soll dem Verhältnis von Wissenschaft und Krieg von der frühen Neuzeit bis ins 21. Jahrhundert nachgegangen werden, wobei der Schwerpunkt auf dem 20. Jahrhundert liegen wird.
Neben der Untersuchung der oft vielschichtigen Beziehungen zwischen Wissenschaft, Militär und Politik sollen im Kurs einzelne historische Akteure und deren Praktiken untersucht werden, und zwar sowohl in Bezug auf (im weitesten Sinne) kriegsrelevante Forschung wie in Bezug auf die moralische Verantwortung Einzelner oder der scientific community als Ganzer. Auch heute und auch in Deutschland stellt sich letztere Frage im wissenschaftlichen Alltag immer wieder aufs Neue, wie die jüngste Debatte über vom US-Verteidigungsministerium finanzierte („Grundlagen-“) Forschung an deutschen Universitäten, unter anderem an der LMU, belegt (s. z. B. Armee der Wissenschaft, Süddeutsche Zeitung vom 25.11.2013). Auch wenn die Beschäftigung mit der Rolle von Naturwissenschaften wie der Physik oder der Chemie breiten Raum einnehmen wird, sollen viele weitere Bereiche der Wissenschaft ebenfalls thematisiert werden, so z.B. die Rolle der Medizin und der Psychologie, der Ingenieurwissenschaften, der Architektur, der Informatik, der sog. Operations Research, sowie der Sozial- und Geisteswissenschaften. Vorausgesetzt wird die Fähigkeit und Bereitschaft, englische Fachliteratur zu lesen und zu diskutieren.
Cold War Science
Übung vom Typ „Quellen und Forschung“
Dienstag, 08:30–10:00 Uhr
Amalienstr. 52, Raum K401
When the Cold War began in the aftermath of World War II, scientists found themselves in its very middle. Political decision makers relied on the expertise of physicists and engineers in matters related to nuclear arms and other high-tech military equipment. Within short, many other disciplines from both the sciences and the humanities became entangled with Cold War politics: Scientists shaped—and were shaped by—the Cold War.
Our course looks at the history of science during the Cold War. The evolving relationships between science and Cold War geopolitics will be explored through key episodes from the social as well as the natural sciences on both sides of the ideological divide. The first part of the course focuses on the social sciences and the humanities and the ways they participated in and contributed to a subtle, cultural Cold War. The second part of the course zooms in on the natural and engineering sciences, and their involvement in the often less subtle Cold-War military-industrial complex.
The course will be co-taught with Elena Aronova (Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin, in the summer term Visiting Fellow of the LMU Graduate School for East and South East European Studies). Readings will be in English. Good English reading skills are therefore mandatory. The course languages are both English and German, so contributions to discussions and oral presentations (Referate) can also be given in German.
Literatur:
Wolfe, Audra J. (2013). Competing with the Soviets: Science, Technology, and the State in Cold War America (Johns Hopkins Introductory Studies in the History of Science). Baltimore, MD: The Johns Hopkins University Press.
Lehrveranstaltungen im WiSe 2013/14
Die vielen Leben des Galilei
Übung vom Typ „Theorie und Methode"
Dienstag, 08:15–09:45 Uhr
Amalienstr. 52, Raum K202
Neben Albert Einstein, Charles Darwin und Isaac Newton zählt Galileo Galilei zu den bekanntesten Ikonen der Naturwissenschaften. Sein Name ist zum einen untrennbar mit den Anfängen moderner Wissenschaft in der frühen Neuzeit verbunden. Zum anderen steht er auch für den Konflikt zwischen einer rationalen, auf das Experiment und die Beobachtung gründenden Naturwissenschaft und einer irrationalen, rückwärtsgewandten Kirche, welche Häretiker der Willkür der heiligen Inquisition aussetzte. Das Bild eines sich im Kampf mit religiösen Dogmen befindenden Galileo wird u. a. von Bertolt Brecht in seinem Theaterstück „Leben des Galilei“ gezeichnet.
Die Übung nähert sich dem historischen Akteur Galileo Galilei auf der Grundlage zeitgenössischer Quellen sowie historischer Darstellungen des Lebens und Wirkens Galilei, vornehmlich aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Während im 19. Jahrhundert Galileo zuvorderst als Vater der modernen Astronomie und Begründer der experimentellen Methode gesehen wurde, galt er dem Wissenschaftshistoriker Alexandre Koyré Mitte des 20. Jahrhunderts als Begründer der mathematischen Naturwissenschaften. In den vergangenen Jahrzehnten prägten Historikerinnen und Historiker neue, außerhalb des wissenschaftlichen Kontexts verortete Bilder von Galileo als Höfling (Mario Biagioli), Handwerker und Ingenieur (Matteo Valleriani) oder Künstler (Horst Bredekamp). Auch die Wechselwirkung Galileos mit der Kirche wurde im Spannungsfeld von Reformation und Gegenreformation vielfach neu gedeutet. Diese „vielen Leben des Galilei“ bilden ein einzigartiges Fenster auf historiographische Entwicklungen nicht nur in der Wissenschaftsgeschichte, sondern weit darüber hinaus, die im Rahmen der Übung erforscht werden sollen. Voraussetzung zur Teilnahme ist die Bereitschaft, englischsprachige Sekundärtexte zu lesen und zu diskutieren.
Der Sputnik-Schock
Übung vom Typ „Vermittlung und Präsentation"
Mittwoch, 10:15–11:45 Uhr
Amalienstr. 52, Raum K202
Kann eine auf Hochglanz polierte Kugel aus Aluminium von knapp 60 cm Durchmesser und gut 80 kg Gewicht die Weltgeschichte beeinflussen? In der Nacht vom 4. zum 5. Oktober 1957 brachte die Sowjetunion mit Hilfe einer zweistufigen Trägerrakete den ersten künstlichen Erdsatelliten Sputnik 1 in eine Erdumlaufbahn. Sputnik 1 tat nicht viel mehr, als auf zwei Frequenzen Informationen über Druck und Außentemperatur in der Form piepsender Signale auszusenden, und verglühte nach drei Monaten in der Erdatmosphäre. Dennoch reagierten viele Menschen in den USA und in Westeuropa mit einer Mischung aus Schock und Bewunderung auf die technologische Leistung der im Kalten Krieg weithin als wissenschaftlich rückständig wahrgenommenen UdSSR. Sternwarten und Amateurastronomen in aller Welt richteten ihre Teleskope auf Sputnik 1 aus, Radiosender und Amateurfunker versuchten, seine Funksignale einzufangen. Binnen weniger Monate veränderte sich in den USA das Verhältnis von Wissenschaft und Staat, und tiefgreifende Reformen im Bildungs- und Forschungssystem sowie im Verteidigungsapparat nahmen ihren Lauf.
Neben der Diskussion der politischen, militärischen und wissenschaftlichen Diskurse im Kalten Krieg – von der Atombombe bis zum Apollo-Programm – sollen in der Übung die vielfältigen Auswirkungen eines von vielen als Schock, Bruch oder Krise wahrgenommenen Einzelereignisses historisch analysiert und hinterfragt werden. Dabei sollen Debatten innerhalb der scientific community der USA genauso thematisiert werden wie grundlegende Fragen des Verhältnisses von Wissenschaft und Politik, Grundlagenwissenschaft und angewandter Wissenschaft, Wissenschaft und ethischer Verantwortung. Auch wenn das Geschehen in den USA im Mittelpunkt des Interesses steht, sollen Entwicklungen in Westeuropa sowie in der UdSSR und in den ihr verbündeten Staaten ebenfalls erörtert werden. Voraussetzung zur Teilnahme ist die Bereitschaft, englischsprachige Quellen und Sekundärtexte zu lesen und zu diskutieren.
Lehrveranstaltungen im SoSe 2013
Wissenschaft als Beruf
Basiskurs
Dienstag, 08:15–10:45 Uhr
Amalienstr. 52, Raum K202
„Wie gestaltet sich Wissenschaft als Beruf im materiellen Sinne des Wortes? Das bedeutet [...] im wesentlichen: Wie gestaltet sich die Lage eines absolvierten Studenten, der entschlossen ist, der Wissenschaft innerhalb des akademischen Lebens sich berufsmäßig hinzugeben?“ – so beginnt Max Webers bekannter Vortrag zum Thema „Wissenschaft als Beruf“. In diesem Basiskurs geht es um die Professionalisierung der Wissenschaft und die mit ihr einhergehende Herausbildung von Disziplinen und Studiengängen. Wie vollzog sich der Weg vom privilegierten Universalgelehrten der frühen Neuzeit zur hochspezialisierten, öffentlich finanzierten Wissenschaftlerin der Gegenwart? Wem stand dieser Weg ab wann offen? Wie veränderten sich Selbst- und Fremdbeschreibungen der Personen, die wir heute im Nachhinein – oft anachronistisch – als „Wissenschaftler“ bezeichnen? Welche Themen und Personen wurden im Laufe der Zeit aus der Wissenschaftlichkeit „aussortiert“?
Im Zuge der Beschäftigung mit diesen und verwandten Fragen sollen die grundlegenden Arbeitstechniken der Historikerin und des Historikers erlernt, eingeübt und diskutiert werden. Voraussetzung zur Teilnahme ist, dass Sie vor dem Besuch der ersten Sitzung den eingangs zitierten Text gelesen haben: Max Weber, Wissenschaft als Beruf. In: Geistige Arbeit als Beruf. Vier Vorträge vor dem Freistudentischen Bund (München/Leipzig: Duncker&Humblot, 1919), 3–37. Online: http://de.wikisource.org/wiki/Wissenschaft_als_Beruf
Digital Workbench für Historiker
Übung vom Typ „Grundwissenschaften"
Mittwoch, 11:15–12:45 Uhr
Amalienstr. 52, Raum K226
Seit den 1990er Jahren haben neue Technologien nicht nur die Welt, sondern auch die Arbeit in den Geschichtswissenschaften grundlegend verändert – oder zumindest den Boden für eine solche Veränderung bereitet. Diese Übung soll in den Umgang mit digitalen Werkzeugen einführen, welche die tägliche Arbeit der Historikerin oder des Historikers erleichtern, und zwar schon während des Studiums oder der Bachelorarbeit. Neben grundlegenden Anwendungen (z.B. Datenbanken, Cloud Services, Bildbearbeitung, kollaboratives Schreiben) werden wir den Umgang mit dem komfortablen Textsatz-System LaTeX kennenlernen und wenig bekannte Zugänge zu digital zugänglichen Quellenbeständen erkunden. Schließlich wird es um Techniken gehen, die dabei helfen, zeitaufwändige Tätigkeiten zu optimieren und so das Methodenspektrum der eigenen historischen Arbeit zu erweitern (z.B. Zitationsstatistik und –analyse, digitale Annotation, Einsatz von OCR-Texterkennung, Clusteranalyse). Bei allem steht der Gedanke im Vordergrund, dass man zur effizienten Nutzung eines Werkzeugs meist nicht alle seine Funktionen kennen muss.
Zur Übung sollte ein mit beliebigem Betriebssystem ausgestatteter tragbarer Computer mitgebracht werden. Es werden keine inhaltlichen oder technischen Vorkenntnisse vorausgesetzt. Das Skript zur Veranstaltung wird im Laufe des Semesters gemeinsam von den Studierenden und dem Dozenten erstellt.
Lehrveranstaltungen im WiSe 2012/13
Zukunftsszenarien zwischen Prognose und Utopie
Übung vom Typ „Vermittlung und Präsentation“
Termin: Dienstag, 08:15–09:45 Uhr
Ort: Amalienstr. 52, Raum K202
Annahmen über zukünftige Ereignisse sind Teil unseres Alltags („Erreiche ich die U- Bahn noch, wenn ich jetzt bei Rot über die Ampel gehe, oder werde ich dann womöglich überfahren?“). Darüber hinaus sind sie auch wesentlicher Teil der Wissenschaft, die Zukunftsszenarien generiert, um Entwicklungen möglichst genau zu prognostizieren.
In dieser Übung werden wir Beispiele für solche wissenschaftlich basierten – oder zumindest: orientierten – Fortschreibungen gegenwärtiger Prozesse kennen lernen. Dazu zählen technische Utopien des 19. und 20. Jahrhunderts, aber auch Wettervorhersagen, die Prognose von Krankheitsverläufen, die Berechnung von Raketenflugbahnen sowie die Simulation wirtschaftlicher oder demographischer Entwicklungen, des Klimawandels oder gar des wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts. Hinter diesen Prognosen stehen unterschiedlichste Intentionen – die Folgen und die Rezeption der Prognosen (die etwa für Entscheidungsprozesse in Wissenschaft, Politik und Wirtschaft instrumentalisiert werden können) sind oft nicht abzuschätzen. Die Übung soll die wissenschaftlichen Methoden der Prognose, die Intentionen von Urhebern und Rezipienten und deren Einfluss auf die Wissenschaft untersuchen. Die Fähigkeit und Bereitschaft, englische Texte zu lesen und zu diskutieren, wird vorausgesetzt.
Literatur:
Stephen Toulmin, Voraussicht und Verstehen. Ein Versuch über die Ziele der Wissenschaft (Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1968).
Oral History Interviews als historische Quellen
Übung vom Typ „Quellen und Forschung“
Mittwoch, 12:15–13:45 Uhr
Amalienstr. 52, Raum K202
Zeitgeschichte zu schreiben, bringt Quellenprobleme mit sich. Gedrucktes Material findet sich häufig im Überfluss, Korrespondenzen und andere persönliche Quellen hingegen sind oft nicht zugänglich. Ergänzend nutzt man daher häufig Zeitzeugen als Quelle und wertet deren Berichte über historische Ereignisse aus. Zur Dokumentation von Oral Histories werden Zeitzeugen ermutigt, den Gang der Dinge aus ihrer Sicht zu schildern, möglichst ohne durch Nachfragen zu intervenieren. In der Praxis wird dennoch häufig nachgefragt, dann spricht man gemeinhin von Oral History Interviews. Kann man Quellen vertrauen, die unter eigener Mitwirkung entstanden sind? Die Übung soll die Spezifika dieses Quellengenres am Beispiel von (z.T. kaum ausgewerteten) Interviews mit Zeitzeugen aus der Physik des 20. Jahrhunderts thematisieren. Die Zeitzeugen, prominente Physiker, sprechen in ihren Interviews über die verwirrenden Befunde der frühen Quantenphysik, den Bau der Atombombe und die erschütternden Folgen von Hiroshima und Nagasaki.
Neben der Arbeit am Material werden wir methodische Fragen erörtern (Interviewtechniken, Transkription, Abgleich mit vorhandenen Quellen). Es wird kein Vorwissen über Physik oder Wissenschaftsgeschichte vorausgesetzt. Die behandelten Quellen sind vorwiegend in englischer Sprache.
Literatur:
Alexander C. T. Geppert, Forschungstechnik oder historische Disziplin? Methodische Probleme der Oral History. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 45, no. 5 (1994): 303–23.
Lillian Hoddeson, The conflict of memories and documents. Dilemmas and pragmatics of oral history. In: The Historiography of Contemporary Science, Technology, and Medicine: Writing Recent Science, ed. Ronald E. Doel und Thomas Söderqvist (London/New York: Routledge, 2006), 187–200.
Beispiele für transkribierte Interviews mit Zeitzeugen der Entwicklung der modernen Physik:
https://www.aip.org/history-programs/niels-bohr-library/oral-histories/browse