Psychiatrie in München in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert: Ein studentisches Projekt
Projektdaten
Leitung | Prof. Dr. Kärin Nickelsen, Prof. Dr. Jörg Zedler |
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter | |
Partnerinstitution | Universitätsarchiv München |
Förderung |
Projektbeschreibung
Psychiatrie in München in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert: Ein studentisches Projekt
Anfangs des 20. Jahrhunderts war München ein Zentrum der psychiatrischen Forschung im Deutschen Reich. Bekannt ist vor allem die 1917 gegründete Deutsche Forschungsanstalt für Psychiatrie (DFA; ab 1924 Kaiser-Wilhelm-Institut, nach dem Zweiten Weltkrieg als Max-Planck-Institut neubegründet). Aber schon 13 Jahre früher, 1904, wurde die Psychiatrische Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität eingerichtet, unter Leitung von Emil Kraepelin. Von eben dieser Universitätsklinik hat sich ein bemerkenswerter, Quellenfundus im Archiv der LMU erhalten, der lange unbeachtet blieb: der vollständige, ca. 40 Jahre umfassende Bestand von Patientenakten, dessen Überlieferung Mitte der 1920er Jahre einsetzt.
Zwei Kurse am Historischen Seminar der LMU nahmen dies im Sommersemester 2024 zum Anlass, sich dem Umgang mit psychisch erkrankten Menschen zur Zeit der Weimarer Republik und des beginnenden Nationalsozialismus zu widmen. Untersucht wurden Akten von Patientinnen aus den Stichjahren 1927, 1934 und 1937. Der damalige Leiter der Universitätsklinik, Oswald Bumke, gilt zwar nicht im selben Maß als Vertreter der Rassenhygiene wie sein Kollege Ernst Rüdin an der DFA; doch gerade deswegen schien es lohnend, etwaigen Veränderungen im Umgang mit den Patientinnen nachzugehen. Es galt, Kontinuitäten wie Brüche im Umgang mit den Kranken zwischen Republik und Nationalsozialismus präzise herauszuarbeiten.
Die Seminarteilnehmer und -teilnehmerinnen haben die ärztlichen Handlungsträger in den Blick genommen, aber auch die sich wandelnden politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen (vor allem die Einführung des Erbgesundheitsgesetzes 1933). Sie haben quantitative und qualitative Methoden kombiniert, um etwaige Entwicklungslinien aufzuzeigen, sie aber auch am Beispiel greifbar zu machen.
Die Plakate sind das Ergebnis der studentischen Arbeit. Sie zeigen statistische Auswertungen genauso wie die Annäherung an Einzelschicksale, die im Sinne einer „dokumentarischen Mikrogeschichte“ (Hans Medick) Repräsentativität beanspruchen können. Gerahmt werden sie von Plakaten zur Geschichte der Psychiatrie in München und dem Vernichtungsprogramm „Aktion T4“ der Nationalsozialisten. Ziel der Ausstellung ist, das eher wenig beachtete Thema ein wenig bekannter zu machen.