Die Wende zum Vergleich: Eine neue Geschichte der Humanwissenschaften in Deutschland, 1800–1950
Projektdaten
Leitung | Prof. Dr. Kärin Nickelsen |
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter | Dr. Kristine Palmieri |
Partnerinstitution | |
Förderung | Alexander von Humboldt Stiftung |
Projektbeschreibung
Die Wende zum Vergleich: Eine neue Geschichte der Humanwissenschaften in Deutschland, 1800–1950
Dieses Projekt untersucht, wie und warum sich vergleichende Methoden in Deutschland während des 19. Jahrhunderts als bevorzugte wissenschaftliche Praxis etablierten. Der Fokus liegt auf den Disziplinen, die heutzutage Philologie, Linguistik, Ethnologie, (physische) Anthropologie, Psychologie, Soziologie und Religionswissenschaft genannt werden.
Das Projekt verfolgt drei Forschungsziele: (1) Analyse der Gründe, wie und warum die vergleichenden Methoden ab 1800 in den Humanwissenschaften epistemisch privilegiert wurden. (2) Untersuchung, inwieweit diese Humanwissenschaften mit der Veränderung der Vorstellung der Deutschen über Konzepte von kultureller Ethnizität, nationaler Identität, und biologische[r/n] Rasse[n], sowie von dem Fortschritt (oder dem Zusammenbruch) der modernen Gesellschaft verstrickt wurden. (3) Erforschung, welcher Auswirkungen diese vergleichende Wende auf Politik, Kultur und Gesellschaft bis Mitte des 20. Jahrhunderts in Deutschland hatte. Dadurch wird dieses Projekt einerseits aufdecken, wie vergleichende Methoden deutsche Vorstellungen über die Humanität von der Französischen Revolution bis zum Anfang der kalten Kriegszeit verändert haben. Andererseits konzentriert sich das Projekt gleichzeitig auf die gemeinsam konstitutive Beziehung zwischen den Wissenschaften und der Gesellschaft. Eine globale Sichtweise wird durch Untersuchungen angeboten, die die Wege verfolgen, wie neue Zugänge zu vergleichender Forschung und interkulturellem Austausch durch neue Zusammenhänge zwischen den Deutschen und ihren nicht-europäischen Partnern, sowie durch ihre Wechselwirkungen mit ausländischen Regierungen entstanden worden waren.
Zentrale Forschungsfragen sind: Sind vergleichende Methoden in den auftauchenden Disziplinen, die sich mit Völkern und Kulturen befassen, anders angewandt worden als in den aufkommenden Disziplinen, die ihre Aufmerksamkeit auf Bürger und Staaten lenken? In welchem Ausmaß unterschieden sich die Anwendungen, die diachron (historisch) von synchronen Ansätzen waren? Durch die Beantwortung dieser Fragen bemüht such dieses Projekt darum, neue Diskussionen über die Wissensformen anzuregen, die von Gesellschaften wertgeschätzt werden und als legitim anerkannt werden; neue Überlegungen darüber zu fördern, warum manche Wissensformen maßgeblicher als andere von Leuten gesehen werden; und neue Reflexionen darüber zu reizen, welche Einflüsse diese Wissensformen auf die Gesellschaft haben – beide historisch und gegenwärtig.
Project Description
The Turn to Comparison: A New History of the Human Sciences in Germany, 1800–1950
“The Turn to Comparison” will examine how and why comparative methods became epistemically privileged in nineteenth-century Germany by focusing on the fields of philology, linguistics, ethnology, (physical) anthropology, psychology, sociology, and religious studies.
This project has three overarching research objectives: (1) to determine how and why comparativism became a privileged mode of scientific inquiry during the nineteenth century; (2) to interrogate the relationship between the human sciences and evolving conceptions of cultural ethnicity, biological race, and national identity, as well as the progress (or decline) of modern society; (3) to investigate the consequences of this turn to comparison through 1950. In so doing, this project will reveal how comparative research transformed German conceptions of humanity from the French Revolution through the Second World War, while also homing in on the mutually constitutive relationship between science, politics, and culture. A global perspective will be provided by inquiries tracing the ways that new avenues for comparative research and cross-cultural exchange emerged due to new relationships between Germans and their non-European interlocutors as well as interactions with foreign governments.
A central question this project aims to answer is: did comparative methods come to be used differently in fields that were concerned with peoples and cultures as opposed to citizens and states? A second central question is: to what extent were comparative methods used differently when applied diachronically/historically and synchronically? in answering these questions, this project aims to stimulate new reflections on the kinds of knowledge that societies value or recognize as legitimate, why some forms of knowledge are seen as more authoritative than others, and the impact that such knowledge has on society – both historically and today.